Außerschulische Lernorte bieten Kindern die Möglichkeit, Natur und Umwelt ganz praktisch und mit allen Sinnen zu erfahren. Besonders die Begegnung mit Tieren spielt für junge Menschen eine wichtige Rolle, weshalb Schulausflüge oftmals zu Zoos, Meeresparks oder Bauernhöfen führen. Leider fügen solche Einrichtungen den Tieren erhebliches Leid zu und dienen weder einer zukunftsorientierten Umweltbildung noch dem Artenschutz. Sie stellen daher keine geeigneten außerschulischen Lernorte dar, um Kindern einen empathischen und achtsamen Umgang mit der Natur und ihren Lebewesen zu vermitteln.
8 tierfreundliche außerschulische Lernorte
Die gute Nachricht ist: Ein tierfreundlicher und spannender Schulausflug ist problemlos möglich! Die folgenden Ausflugsziele bieten besondere Erlebnisse und vermitteln Schülerinnen und Schülern wertvolles Wissen über Tiere, Naturräume und Kultur – natürlich ganz ohne Tierausbeutung.
1. Tieren auf Lebenshöfen begegnen
Deutschlandweit gibt es zahlreiche Lebenshöfe, auf denen Tiere, die aus qualvollen und ausbeuterischen Situationen gerettet wurden, ein glückliches und leidfreies Leben führen können. Für manche dieser Tiere war es sprichwörtlich Rettung in letzter Sekunde. So werden auf Lebenshöfen beispielsweise Tiere aufgenommen, die sich aus einem Tiertransporter befreien konnten, aus schlechter Privathaltung stammen oder in Tierversuchen leiden mussten.
Der Besuch eines Lebenshofes bietet Kindern einen guten Einblick in das Schicksal und Leben verschiedenster Tiere und vermittelt ihnen vor allem Respekt und Wertschätzung gegenüber diesen Lebewesen. Viele Lebenshöfe bieten Führungen und pädagogische Programme für Klassen und Kitagruppen an. Auf manchen Lebenshöfen gibt es sogar die Möglichkeit, Urlaub zu machen – ein tolles Ziel für die nächste Klassenfahrt!
Wo sich der nächste Lebenshof in Ihrer Nähe befindet, können Sie online unter dem Suchbegriff „Lebenshof“ oder „Gnadenhof“ herausfinden. Unter vegane-jobs.de finden Sie zudem eine Übersicht über Lebenshöfe. [1]
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2. Auffangstationen und Tierheime besuchen
Neben Lebenshöfen finden sich in ganz Deutschland auch viele Auffangstationen, die Tiere in Not aufnehmen und versorgen. So gibt es beispielsweise in vielen Städten engagierte Menschen, die Tauben aufpäppeln, sich um junge Wildtiere kümmern, die ihre Eltern verloren haben, oder verletzte Tiere gesund pflegen. Wer ins Ausland reist, sollte sich im Voraus allerdings über die Seriosität von Auffangstationen informieren, denn nicht selten wird der Tierschutz hier nur vorgeschoben.
Manche Tierheime in Deutschland haben pädagogische Angebote und bieten Tierschutzunterricht an. So führt das Berliner Tierheim zum Beispiel Tierschutzunterricht an Schulen durch, um einen Beitrag zur positiven Kind-Tier-Beziehung zu leisten. Die Unterrichtseinheiten vermitteln jungen Menschen auf altersgerechte, kreative und interessante Weise Grundlagen und Probleme des Tierschutzes und begeistern sie für praktische Tierschutzaufgaben.
Suchen Sie gerne online nach lokalen Tierheimen, Auffangstationen und Tierschutzprojekten und informieren Sie sich über entsprechende pädagogische Angebote.
3. Die bio-vegane Landwirtschaft entdecken
Bauernhofausflüge sind bei Kindern sehr beliebt! Wenn es aber um Höfe mit Tierhaltung geht, sollten Sie unbedingt darauf verzichten. Um Kindern die realen Bedingungen aufzuzeigen, denen Tiere für die Milch- und Fleischproduktion ausgesetzt sind, stehen heute moderne, digitale Möglichkeiten zur Verfügung. In diesem Kapitel finden Sie nützliche Tipps, um Ihren SuS praktische und tierfreundliche Einblicke in die bio-vegane Landwirtschaft zu geben. Damit bieten Sie ihnen zudem die Möglichkeit, mehr über den Wert gesunder pflanzlicher Lebensmittel zu erfahren.
Leider kursiert noch immer der Irrglaube, Landwirtschaft ohne Tiere sei unmöglich. In bio-veganen Landwirtschaftsbetrieben können sich Ihre SuS vom Gegenteil überzeugen – denn diese Form des Lebensmittelanbaus kommt ganz ohne Tierhaltung und tierische Dünger aus. Eine Übersicht über Höfe in ganz Deutschland finden Sie auf der Website von Vegpool. [2]:
Es gibt keinen bio-veganen Hof in Ihrer Nähe? Dann sollten Sie bei der Auswahl des zu besuchenden Hofes unbedingt folgende Aspekte berücksichtigen:
- Es sollte kein Demeter-Hof sein, denn für den biozyklischen Demeter-Anbau sind tierische Düngemittel/tierische Bestandteile Vorschrift und Voraussetzung für das Demeter-Siegel. Auf Demeter-Höfen werden Schüler:innen also lediglich die angebliche Abhängigkeit zwischen Landwirtschaft und der Haltung von Tieren kennenlernen.
- Bio-Anbau ist essenziell für den Umweltschutz – doch auch beim Bio-Anbau werden oftmals tierische Düngemittel eingesetzt. Besuchen Sie daher bitte zukunftsorientierte Höfe, die pflanzlichen Kompost verwenden und auf Gründüngung mit Leguminosen setzen.
- Auf dem ausgewählten Hof sollten Tiere weder aus wirtschaftlichen Interessen, zu Unterhaltungszwecken oder für irgendeinen anderen Nutzen gehalten werden. Ausgenommen sind natürlich tierische Mitbewohner, die hier ein artgerechtes und selbstbestimmtes Leben führen.
- Bitte achten Sie darauf, dass der Hof auch keine Kooperationen mit anderen Landwirtschaftsbetrieben hat, die ihm Tiere oder tierische Produkte zur Verfügung stellen.
Wenn Sie der Meinung sind, dass auf dem ausgewählten Hof keine modernen Landwirtschaftskonzepte ohne tierische Produkte vermittelt werden, besuchen Sie eher einen Lebenshof oder starten Sie ein eigenes Schulgartenprojekt mit pflanzenbasiertem Anbau.
Eine weitere interessante Möglichkeit sind Lehrprojekte zum Thema Welternährung, zum Beispiel der 2.000-m2-Weltacker in Berlin.
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4. Umweltbildungszentren besuchen: Bildung für nachhaltige Entwicklung
Die bundesweite Datenbank der Arbeitsgemeinschaft Natur- und Umweltbildung (ANU), die vom deutschen Bildungsserver empfohlen wird, enthält über 1.500 Einrichtungen zur praktischen Umweltbildung. Von Wildtierschutz bis hin zur Gewässerforschung: Hier ist für alle Interessen etwas dabei! Die SuS lernen praxisnah und von Fachkundigen viel Wissenswertes über die natürlichen Verhaltensweisen und Lebensgrundlagen zahlreicher Spezies. Auch der Einfluss unseres gesellschaftlichen Handelns auf die Umwelt, und somit auf alle Lebewesen, spielt dabei eine zentrale Rolle. Einrichtungen, die auf Bildung für nachhaltige Entwicklung ausgerichtet sind, vermitteln erlebnis- und handlungsorientiertes Wissen über die komplexen Zusammenhänge von Mensch und Natur.
Aber aufgepasst! Umweltschutz heißt nicht immer auch Tierschutz und Wahrung von Tierrechten. Achten Sie bei der Auswahl Ihres Lernortes darauf, dass keine Tiere gehalten und ausgebeutet werden und dass sich die Einrichtung für den Schutz von Tieren in ihren natürlichen Lebensräumen einsetzt.
Eine Übersicht über deutschlandweite Umweltbildungszentren finden Sie in der Datenbank der Arbeitsgemeinschaft Natur- und Umweltbildung (ANU). [3]
5. Regionale Naturlandschaften kennenlernen: Abenteuer in der Natur
Das Bündnis „Nationale Naturlandschaften“ setzt sich auf einem Drittel der Landesfläche Deutschlands für Naturschutz, Klimaschutz und ein nachhaltiges Leben ein. Zu den 141 Naturlandschaften zählen Nationalparks, Biosphärenreservate, Naturparks und Wildnisgebiete. Sein Ziel: „Wir legen in den Nationalparks und Wildnisgebieten den Fokus darauf, Natur Natur sein zu lassen, sie zu erforschen und ihre Faszination für alle erlebbar zu machen.“
Die Naturparkzentren und Naturwachten der jeweiligen Schutzgebiete bieten pädagogische Angebote und vermitteln Natur- und Umweltthemen mit allen Sinnen. So begeistern sie Kinder für den Schutz von Tieren und Naturräumen. Ob mit naturkundlichen Führungen oder erlebnispädagogischen Aktionen: Natur- und Landschaftsschutzgebiete haben viel zu bieten. Vor allem können Kinder hier zahlreiche Lebewesen in ihrem natürlichen Lebensraum kennenlernen. Bei einem Besuch erfahren Groß und Klein nicht nur viel Wissenswertes über natürliche Lebensräume und die Artenvielfalt, sondern unterstützen auch den Schutz dieser Naturflächen.
Eine Übersicht über Nationale Naturlandschaften, Wildnisgebiete und Biosphärenreservate finden Sie auf der Website des Verbands Deutscher Naturparke e.V. (VDN). [4] Informieren Sie sich gerne bei regionalen Naturwachten und Naturparkzentren über die pädagogischen Angebote.
6. Museen besuchen: Wissen zum Anfassen
Museen sind langweilig? Von wegen! Deutschlandweit gibt es zahlreiche Museen und Ausstellungen, in denen sich Natur-, Umwelt- und Klimathemen spielerisch erfahren lassen. Ob Science Center, Mitmachmuseum oder Klimaausstellungen: Moderne Museen und kindgerechte Ausstellungen sind ein ganz besonderes Erlebnis. Immer mehr dieser Einrichtungen verzichten dabei auf die Ausbeutung von Tieren, wie zum Beispiel das Ausstellen von Fischen in Aquarien. Ein innovatives Beispiel dafür ist die Dauerausstellung „Korallenriff“ im Senckenberg Naturmuseum in Frankfurt. Eine große Inszenierung aus naturgetreuen Modellen veranschaulicht die Artenvielfalt der tierischen Riffbewohner in ihrer natürlichen Umgebung – und das, ohne Lebewesen einzusperren.
Darüber hinaus gibt es eine Vielzahl an Science Centern, Kindermuseen, Mitmachmuseen, Wissenschaftsmuseen und Umweltausstellungen. Beispiele dafür sind etwa das Futurium in Berlin oder die KLIMA ARENA in Sinsheim.
Bei der Auswahl der Museen sollten Sie immer darauf achten, dass keine Tiere ausgestellt werden. Leider ist dies bei Amphibien oder Fischen noch immer weit verbreitet. Wenn Sie ein Museum in Ihrer Nähe gefunden haben, erkunden Sie sich diesbezüglich am besten telefonisch im Vorfeld. Sollte die gewählte Einrichtung tatsächlich Tiere ausstellen, lassen Sie uns dies gerne wissen, damit wir entsprechend reagieren können. Moderne Museen und eine zukunftsorientierte Bildung können und müssen tierleidfrei sein.
Unterrichtmaterial für alle Klassenstufen
7. Theater, tierfreier Zirkus, Kino und Co.: Umweltschutz kreativ erleben
Als tierfreundliche Alternativen zu Shows und Zirkussen mit Tieren dienen beispielsweise zirkuspädagogische Projekte oder Kindertheater.
Deutschlandweit gibt es zahlreiche Kindertheater, die sich in ihren Stücken dem Umweltschutz und Klimawandel widmen. Ob die Schüler:innen selbst auf der Bühne stehen, wie in der kreativen Theaterwerkstatt im Grünen Klassenzimmer des Volksparks Potsdam, oder als Zuschauende in die Welt der Tiere eintauchen, wie im interaktiven Puppentheater von Rositas Puppenbühne: Ein Theaterprojekt ist in jedem Fall ein ganz besonderes Erlebnis.
Eine weitere Alternative zum Zirkusbesuch sind Kinderzirkusangebote. Zahlreiche zirkuspädagogische Projekte bieten Projekttage und -wochen für Schulen an – und zwar ganz ohne Tiere in der Manege. So findet auf dem Gelände des Zirkus Cabuwazi in Berlin zum Beispiel ein pädagogischer Klimazirkus statt. Auf der interaktiven Karte von Zirkus gestaltet Vielfalt sindzahlreiche Projekte in ganz Deutschland gelistet [5] – sicherlich finden Sie auch ganz in Ihrer Nähe ein tierleidfreies Zirkusprojekt.
Auch ein Kinobesuch kann ein geeigneter Rahmen sein, um sich Tierschutzthemen anzunähern. Fast alle Kinos haben Schulkino-Angebote und zeigen oftmals Filme über die spannenden Lebenswelten der Tiere.
Sie sehen: Tierschutz und Umweltthemen lassen sich ganz vielfältig und auf kreative Art erleben. Ob Theater, Musik, Kunst oder Tanz: Besuchen Sie eine Kunst- oder Kultureinrichtung mit pädagogischen Angeboten, die sich mit ökologischen Fragen auseinandersetzt.
8. Müllsammelaktionen: Lebensräume aktiv schützen
Ihre Schüler:innen wollen selbst aktiv werden und sich für Tiere stark machen? Dann helfen Sie ihnen, natürliche Lebensräume zu schützen!
Sicherlich haben sich die Kinder im Sachunterricht oder in Biologie schon mit den verschiedenen Lebensräumen von Tieren beschäftigt. Aufgrund der hohen menschlichen Bevölkerungsdichte werden Naturräume, und damit die Lebensräume einheimischer Arten, immer knapper. Hinzu kommt die Verschmutzung und Zerstörung der Lebensräume durch Müll und andere Abfallstoffe, die Boden- und Gewässerverunreinigungen zur Folge haben und viele Tiere das Leben kosten.
Mit einer Müllsammelaktion in einem nahegelegenen Naturraum oder an einem Gewässer entlasten die SuS die Natur und können Tieren damit aktiv helfen. In Kombination mit einem veganen Picknick wird der Ausflug in die Natur zu einem besonders tierfreundlichen Erlebnis.
Was Sie bei der Planung beachten sollten:
- Wählen Sie einen Naturraum, der nicht regelmäßig gereinigt wird.
- Holen Sie sich unbedingt die Genehmigung der Eigentümer: innen bzw. Verwaltenden der entsprechenden Fläche ein. In Schutzgebieten ist dafür zum Beispiel die lokale Umweltbehörde zuständig.
- Achten Sie besonders darauf, dass keine Tiere und Pflanzen gestört oder zerstört werden.
- Beachten Sie Zug-, Brut- und Setzzeit der Tiere im Naturraum.
- Der gesammelte Müll muss umweltgerecht entsorgt werden. Dabei können Ihnen vielleicht auch die Flächenverantwortlichen helfen und Kontakt zum örtlichen Abfallentsorgungsunternehmen herstellen.
- Organisieren Sie für die Aktion die benötigte Ausstattung und geeignete Kleidung.
Weitere Informationen für eine erfolgreiche Müllsammelaktion finden Sie auf der Website des NABU. [6]
Tierrechtsreferent:innen
Laden Sie Tierrechtsreferent:innen zu Ihrem Unterricht oder Workshop ein
Mehr erfahrenVielleicht haben Ihre Schüler:innen zusätzliche Ideen, wie man Tieren helfen und Naturräume schützen kann. Hier ist Kreativität gefragt!
Zum Wohl der Tiere: Sprechen Sie sich gegen die Ausbeutung von Tieren in Freizeiteinrichtungen, Kultur- und Bildungsstätten aus
Mit Ihrer Entscheidung für den Besuch eines außerschulischen Lernortes, an dem keine Tiere leiden, setzen Sie ein wichtiges Zeichen gegen die Ausbeutung von Tieren und für mehr Mitgefühl gegenüber allen Spezies.
Informieren Sie gerne auch Ihr privates Umfeld über das Leid von Tieren auf Bauernhöfen, in Zoos, Meeresparks, Museen und in Verbindung mit anderen gängigen Ausflugszielen.
Quellen:
[1] Vegane Jobs, http://vegane-jobs.de/lebenshoefe/ (eingesehen am 23.02.2023)
[2] Vegpool, https://vegpool.de/magazin/bio-vegane-hoefe.html (eingesehen am 23.02.2023)
[3] ANU, https://www.umweltbildung.de/index.php?id=41&uwzseite=suchen&start=1&suchID=1, (eingesehen am 23.02.2023)
[4] Verband Deutscher Naturparke e. V., https://nationale-naturlandschaften.de (eingesehen am 23.02.2023)
[5] Bundesarbeitsgemeinschaft Zirkuspädagogik e.V. https://www.zirkus-vielfalt.de/interaktive-zirkuskarte (eingesehen am 23.02.2023)
[6] NABU, www.nabu.de/natur-und-landschaft/aktionen-und-projekte/meere-ohne-plastik/gewaesserretter/31903.html (eingesehen am 23.02.2023)
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